5.
Forschungen im Bereich neuartiger Zelltypen
Im vorigen
Kapitel war vielfach vom "Wirkungsgrad" die Rede. Wie aber kommt z. B. der
konkrete Wert 15 % für mono-c-Siliziumzellen zustande?
Von 100 %
Lichtenergie werden sämtliche Energieverluste abgezogen :
32 % Wärmeenergie (durch überschüssige Energie der
Photonen)
24 % der Photonen haben eine Energie kleiner als
die Ablösearbeit
21 % Rekombination von
Elektron-Loch-Paaren
3 % Reflexion an der Zelloberfläche
3 % Abschattung der Zellfläche durch die Frontelektrode
2 % elektrische Verluste durch den Innenwiderstand
Übrig bleiben effektiv 15 % elektrische Energie.
Natürlich
wird heutzutage alles daran gesetzt, diese inneren Verluste so weit wie
möglich herabzusetzen.
Ebenso sind neue Herstellungsverfahren in der
Testphase, um die hohen Kosten zu minimieren.
Anstelle des konventionellen
Czochralski-Ziehens sind neuartige Bandziehver-fahren in Arbeit, welche die
direkte Herstellung von Silizium in Plattenform ermöglichen. Der bisherige
Nachteil einer um über 80 % geringeren Produktionsgeschwindigkeit
könnte durch die von der Siemens AG entwickelte "Supported-Web-Technik"
behoben werden. "Wird ein Carbonfasernetz horizontal und in Kontakt mit der
[Si-]Schmelze über die Schmelzenoberfläche gezogen, so beginnt bei
geeigneter Einstellung der Heizertemperatur die Schmelze an den Netzfäden
zu kristallisieren. Die Kristallisation schreitet seitlich in die Maschen
hinein fort, bis das gesamte Netz mit einer dünnen kristallinen Si-Schicht
überzogen ist." Dieses Netz (engl.: web) wächst durch die
Kristallisationswärme auch in die Höhe und kann bei Erreichen der
gewünschten Dicke abgezogen werden.
Monokristalline Solarzellen
wurden verbessert und weiterentwickelt, z. B. mit "Laser-grooved buried
contacts" (mithilfe von Lasern in die Zelloberfläche "vergrabene"
Elektroden zur Abschattungsreduzierung) oder mit noch hochwertigerem Silizium
(Minimierung der Rekombinationsverluste). Diese hoch- bzw.
höchsteffizienten Zellen erreichen im Labor zwar Wirkungsgrade von bis zu
24 %, der allerdings damit verbundene enorme Kostenaufwand lässt meiner
Meinung nach diese Varianten unrentabel werden.
Neben der
Verbesserung konventioneller Si-Zellen kam es auch zur Entwicklung völlig
neuartiger Zelltypen:
Bereits im Handel befindet sich die sog.
"MIS-I-Solarzelle", bei der das elektrische Feld durch eine
Metall-Isolator-Silizium-Inversionsschicht und nicht durch einen
pn-Übergang erzeugt wird (auf die genaue Funktionsweise möchte ich
nicht näher eingehen). Ihre Vorteile liegen in der kostengünstigen
Herstellung und einem Wirkungsgrad von 16 % .
Bei den
Dünnschichtzellen sind CdTe- und CIS (Kupfer-Indium-Diselenid)-Zellen
besonders in den USA in der Erprobung (Spitzenwirkungsgrad etwa 17 % und
konstant!). Daneben sind noch weitere vielzahlige Kombinationen denkbar wie zum
Beispiel Cadmiumsulfid-, Kupfersulfid- oder Galliumarsenidzellen. Nachteilig
ist bei diesen Zellen der schlechte Wirkungsgrad (3 - 6 %), bzw. sind seltene
und damit teure (Gallium) oder gesundheitsschädliche Elemente (Arsen,
Cadmium) mit im Spiel, die wohl kaum mit der vielgeprießenen
Umweltfreundlichkeit der Solartechnologie zu vereinbaren sind.
Dünnschichtzellen bieten auch die Möglichkeit, mehrere verschiedene
pin-Schichten aufeinander abzuscheiden um ein breiteres Wellenspektrum pro
Solarzelle zu nutzen. Diese "Tandem-Zellen" erreichen im Labor einen
Wirkungsgrad von 14 %.
Eine weitere Möglichkeit, ein breiteres
Sonnenspektrum zu nutzen, ist der Einbau von Indium sowohl in kristallinen wie
auch in amorphen Solarzellen, denn bei herkömmlichen Zellen trägt der
Infrarotbereich des Sonnenspektrums nichts zur Bildung freier
Ladungsträger bei (Photonen dieses Bereichs mit etwa 0,5 eV können
die Ablösearbeit nicht verrichten). Die Erklärung für den
"Indiumeffekt" kann aber bis jetzt noch nicht gegeben werden, denn die Anhebung
von Elektronen auf höhere Niveaus, also auf äußere Schalen (und
damit die Möglichkeit energieärmerer Photonen, diese
herauszulösen) reicht für Wirkungsgradsteigerungen bis zu 2 % nicht
aus. Die Wissenschaftler Keevers und Green vermuten einen weiteren
physikalischen Effekt in Verbindung mit Indium.
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